Die Schlageterkaserne (1937-1945)
Schon 1936 wurden Probelöcher gegraben, um den Untergrund zu testen, das Gelände wurde zu einem Preis von 600.000 Reichsmark erschlossen und1937 mit dem Kasernenbau begonnen. Die St.Georgener hatten die Wahl, diesen Preis zu bezahlen oder sich von Freiburg einge- meinden zu lassen, und während drei St.Georgener Bürger in Berlin vorstellig wurden, war die Eingemeindungsurkunde am 2. März 1938 bereits unterzeichnet. Die St. Georgener erfuhren dies aus der Zeitung und erlebten danach, dass sie ihre Häuser nicht an die Kanalisation für die Kaserne, die durch ihren Ort führte, anschließen durften und sie für ihre Wie-
Die Geschichte der Schlageterkaserne beginnt somit 1938 mit der Eingemeindung des damals eigenständigen Dorfes St.Georgen durch die Stadt Freiburg. Die Gemarkung von St. Georgen dehnte sich über die Merzhauser Straße bis an den Schlierberg aus, und das Gebiet des heutigen Vaubanviertels bestand vor allem aus Wiesen. Genau diese Wiesenfläche hatte die Stadt Freiburg unter ihrem nationalsozialistischen Bürgermeister Dr. Kerber ins Auge gefasst für einen Kasernenneubau, der Freiburg wieder zur Garnisonsstadt machen würde. Im März 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und es mussten neue Kasernen gebaut werden.
Für die Stadt Freiburg war, so ist es im Jahresbericht der Stadtverwaltung von 1938 zu lesen, “die eingeschnürte Gemarkungsfläche abgerundet und das äußere Stadtbild durch die klar angeordneten gut in die Landschaft eingebauten Kasernen- bauten am Fuße des Schönbergs in erfreulichem Sinne bereichert worden”.
Freiburg nannte sich nun “Friedensgarnison” und fühlte sich “sicher im Schutze der deutschen Wehrmacht” (aus einem Brief des Oberbürgermeisters). Die neue Kaserne wurde nach Albert Leo Schlageter "Schlageterkaserne" genannt und bestand aus den heutigen vier SUSI-Häusern, den parallel dazu liegenden Studentenwohnheimen, dem Haus 37 und den (abgerissenen) Häusern 36 und 11, letztere drei Wirtschaftsgebäude. Dazu kamen Stallungen und sogar ein Pferdelazarett. Um das ganze Gelände war eine Mauer, an manchen Stellen ein Zaun gezogen, der in Teilen noch an der Merzhauser Straße steht.
Albert Leo Schlageter – Jahrgang 1894 – stammte aus Schönau im Wiesental und ist politisch nicht eindeutig festzulegen. Von seinen Eltern ursprünglich zum Priester vorgesehen, wurde er hochdekorierter Kämpfer im Ersten Weltkrieg, Freikor- pskämpfer im Baltikum, gehörte zwischendurch einer kommunistischen Gruppe an und kämpfte schließlich im Ruhrgebiet gegen die Franzosen, die laut Versailler Vertrag Kohle von dort nach Frankreich transportierten. Nach dem Versuch, eine wichtige Eisenbahnbrücke zwischen Duisburg und Düsseldorf zu sprengen (es wurden nur ein paar Schienen verbogen), wurde er denunziert, von den Franzosen verhaftet und 1923 hingerichtet. In der Folgezeit wurde Schlageter von den Nazis zum Freiheitskämpfer hochstilisiert.
In die Kaserne zog das 75. Infanterie-Regiment unter Generalmajor Ernst Richter ein, der am 21.12.1938 in einem Schreiben an die Stadt lobt, dass “die bescheidenen Offiziersräume in der Schlageterkaserne durch liebenswürdiges Entgegenkommen seitens der Stadt“ gehaltvoll und schön ausgeschmückt” seien, was immer das heißen mochte.
Im Residenzanzeiger vom 18. Januar 1939 ist folgendes zu lesen:
Da waren “hübsche wohnliche Stuben für sechs Mann”, ein “geräumiger Waschraum mit fließendem Wasser, der ebenso wie die ganze Kaserne durch die Zentralheizung angenehm erwärmt” war. Die Küche war “ganz modern mit elektrischen Kesseln und Bratöfen” ausgestattet und selbstverständlich bekamen die Soldaten, die offenbar freudig auf dem Kasernenhof exerzierten und Geländeübungen “am nahen Berghang” machten, ein ausgezeichnetes Essen, an dem Besuchstag Schweinebraten mit Rotkraut, Kartoffelbrei und Zwiebeltunke! Sie müssen so glücklich in der Kaserne gewesen sein, daß sie ihre Fenster mit Blumen schmückten, die Gartenanlagen mit “Liebe und Kunstsinn” pflegten und abends im “behaglichen Aufenthaltsraum” dem Rundfunkgerät lauschten. Sie kamen zum großen Teil aus dem Schwarzwald und aus Mittelbaden und wie sie sich fühlten in dieser tollen Kaserne und wie viele in den “Bunker” kamen (heute im SUSI Café), weil sie vielleicht doch nicht so freudig exerzierten, erfahren wir nicht.
Quellen: Stadtarchiv Freiburg; Hans Stärk, Freiburg-St.Georgen, 1964; Walter Schlat- terer, St.Georgen im Breisgau;1986; DIE ZEIT vom 2.12.99; Christa Becker
Freiburger Schlageter Kaserne heute:
Im neuen Stadtteil Vauban sind noch viele Gebäude der ehemaligen "Schlageterkaserne" zu finden. Seit vielen Jahren sind diese einer zivilen Nutzung zugeführt und wurden gut in den neuen Stadtteil eingebunden.