Geschichte der Beobachtungsabteilung 5
Im Herbst 1935 trat im Gefüge des Heeres eine neue mot. Truppe in Erscheinung, die Beobachtungsabteilung. Ihre Vorläufer waren die Licht- und Schallmeßtrupps des 1. Weltkrieges. Die Reichswehr, der durch das Versailer Diktat die Luftwaffe und damit die Luftaufklärung verboten war, förderte die Entwicklung dieser "Aufklärenden Artillerie". In den Artillerie-Regimentern des 100 000-Mann-Heeres nahmen einzelne Batterien neben ihren Aufgaben als schießende Batterie die der Vermessungs-, Schall- und Lichtmeßbatterie wahr. Aus ihnen und den Eskadr. der Fahrabteilungen gingen die Stämme für die ersten Beobachtungsabteilungen hervor. Zur Beobachtungsabteilung 5 kamen sie im Herbst 1935 aus der Fahrabteilung Landsberg a. Lech.
Die Beoabchtungsabteilung 5, bestehend aus Abteilungsstab, Vermessungs-, Schall- und Lichtmeßbatterie, trat unter ihrem Kommandeur Oberstleutnant Weidinger im Herbst 1935 zur 5. Division. Sie fand zunächst Unterkunft in der "Oberen Donaubastion". Im Jahre vorher war auf dem "Unteren Eselsberg" mit dem Bau einer neuen Ksserne begonnen worden, die den Namen "Hindenburgkaserne" erhielt. Sie konnte noch vor den Herbstübungen 1936 bezogen werden. Wenige Wochen später übernahm Major Kohlermann die Abteilung. In bewährter, unermüdlicher Kleinarbeit wurde in der Abteilung die Winterausbildung betrieben, die jeweils mit den Frühjahrsbesichtigunggen ihren Abschluß fand. Dann aber riefen die Truppenübungsplätze Münsingen, Heuberg und Grafenwöhr zur großen Schulung im Abteilungsverband und in der Zusammenarbeit mit der schießenden Artillerie. Am Rande irgendeines Wäldchens leuchtet die rote Abteilungsflagge mit dem schwarzen Kreuz und dem "Bb". Fernsprechleitungen des Nachrichtenzuges führen von hier aus zu den einzelnen Batterien. Man hört das eintönige "Bitte kommen" der ihr Gerät abstimmenden Funker. Aus einer Lichtung erhebt sich der rote Meßballon des Wetterzuges, dessen Steigen und Richtungnehmen aufmerksam verfolgt und gemessen wird. Der Druckereitrupp ist eifrig dabei, Karten für die Division im Lichtpausverfahren zu vervielfältigen. Draußen im Einsatzgelände herrscht fieberhafte Tätigkeit. Die Fernsprecher der Schall- und Lichtmeßbatterie bauen ihre Leitungen zu den Meßstellen. Sie liegen für die Lichtmeßbatterie, Schwarz, Weiß, Rot, Gelb, Blau benannt, auf Höhen, die Einblick ins Feindgelände bieten; für die Schallmeßbatterie an möglichst geräuscharmen Stellen, die gute Hörbarkeit gewährleisten, von rechts nach links A, B, C, D bezeichnet. Weit vorn, hinter der Infanterie, sitzt der "Vorwarner". Dazwischen legen die Vermessungskanoniere mit Theodolit und Meßlatten ihren "Streckenzug". Denn erst die genaue Vermessung der Meßstellen gibt die mathematische Grundlage für koordinatenmäßige Aufklärung, ohne die auch ein Einschießen für Schall und Licht nur im "behelfsmäßigen Verfahren" möglich ist. In deren Auswertungen aber von Stab und Batterien sitzen, gebeugt über Zeichenbretter, Schießpläne, dicke Logarithmentafeln oder eine Unzahl von Schießfilmen, Kommandeur, Chefs und Auswertekanoniere mit ihren Zugführern, um die artilleristischen oder taktischen Aufklärungsergebnisse zusammenzustellen. Erstere gehen an die schießende Artillerie oder werden für eigenes Schießen verwendet. Die taktischen Meldungen erhält die Division. Zuweilen finden sich auch Gäste von den mitübenden Truppen ein, voll stiller Bewunderung des ungewohnten technisch-artilleristischen Tuns. In den beiden Sommern vor Kriegsausbruch war die Abteilung zum Ausbau und zur Vermessung der Oberrheinbefestigungen für jeweils einige Wochen eingesetzt. Im Herbst 1938 trat die 4., die Ballonbatterie, zur Abteilung, die ihre Unterkunft im alten Fort "Unterer Eselsberg" fand. Bis Sommer 1939 war eine Ballonhalle auf dem "Oberen Eselsberg" fertiggestellt worden, wo auch die Aufstiege stattfanden.
In den letzten Augusttagen 1939 rückte die Abteilung in die Oberrheinfront, zwischen Kehl und Offenburg, ein. Die Ersatzabteilung übernahm Major d. Res. Hoog, später Major d. Res. Voigt.
Herbst und Winter brachten für die Abteilung keine Kampfhandlungen. Sie wurde um Weihnachten in den Hunsrück verlegt und blieb dort bis Mai. Die Ballonbatterie ging bei Saarbrücken in Stellung und machte von dort aus den Durchbruch durch die Maginotlinie mit. Zu Beginn des Frankreichfeldzuges rückte die Abteilung über Trier nach Luxemburg ein. Nach mehreren Einsätzen zwischen Bettingen, Esch und Longwy erreichte sie über Sedan und Laon Ende Mai den Aufmarschraum der 9. Armee. In der großen "Schlacht um Frankreich" war sie zunächst am Aisne-Oise-Kanal eingesetzt. Dann marschierte sie nach Überschreiten der Aisne und nochmaligem Einsatz an der Marne, ostwärts Chateau Thierry, in den Verfolgungskämpfen über die Seine und Yonne und erreichte am 24. Juni Bourges. Zunächst bleib sie dort als Besatzungstruppe. In den folgenden Monaten lag sie wechselweise zwischen Reims und Besancon. Im Januar 1941 erfolgte die Verlegung nach Ostpreußen. Mitte Juni ging die Abteilung an der litauischen Grenze in Stellung. Die nun folgenden Kämpfe führten sie über Kowno, Dünaburg, Cholm im Oktober in den Kessel von Demjansk. Im Rahmen des II.AK war sie während des Winters 1941/42 sowohl als Beobachtungsabteilung wie als Infanterie eingesetzt. Die Kämpfe verliefen außerordentlich verlustreich. In den Entsatzoffensiven der Sowjets während der folgenden Monate errang die Abteilung bei der Aufklärung und Bekämpfung der feindlichen Artillerie große Erfolge. Sie zeigte hier mit allen Batterien ihr volles Können und war überall begehrt. Die Tätigkeit im Demjansker Kessel war ihre Glanzzeit. Im Juni 1942 erfolgte die Umwandlung in die "leichte Beobachtungsabteilung 5". Von der Räumung des Demjansker Kessels bis Sommer 1944 sahen wir sie bei den Abwehrkämpfen südlich Staraja-Russa und nördlich Witebsk. Die Rückzugkämpfe, in der Hauptsache als Infanterie mitgefochten, führte sie über Polosk, Dünaburg, Riga bis Memel. In Ostpreußen und zuletzt in Königsberg kämpfend, fiel die Masse der Abteilung bei der Kapitulaion der Festung im April 1945 in sowjetische Gefangenschaft.
Von 1940 bis Kriegsende hatten nacheinander die Majore Palm, Reinmuth, Ohm und Beck die Abteilung geführt.
Dr. Emil Meister: "Die Beobachtungsabteilung 5 im Frieden und Krieg." in Ulm, Garnison und Festung, 1954.
Die Beoabchtungsabteilung 5, bestehend aus Abteilungsstab, Vermessungs-, Schall- und Lichtmeßbatterie, trat unter ihrem Kommandeur Oberstleutnant Weidinger im Herbst 1935 zur 5. Division. Sie fand zunächst Unterkunft in der "Oberen Donaubastion". Im Jahre vorher war auf dem "Unteren Eselsberg" mit dem Bau einer neuen Ksserne begonnen worden, die den Namen "Hindenburgkaserne" erhielt. Sie konnte noch vor den Herbstübungen 1936 bezogen werden. Wenige Wochen später übernahm Major Kohlermann die Abteilung. In bewährter, unermüdlicher Kleinarbeit wurde in der Abteilung die Winterausbildung betrieben, die jeweils mit den Frühjahrsbesichtigunggen ihren Abschluß fand. Dann aber riefen die Truppenübungsplätze Münsingen, Heuberg und Grafenwöhr zur großen Schulung im Abteilungsverband und in der Zusammenarbeit mit der schießenden Artillerie. Am Rande irgendeines Wäldchens leuchtet die rote Abteilungsflagge mit dem schwarzen Kreuz und dem "Bb". Fernsprechleitungen des Nachrichtenzuges führen von hier aus zu den einzelnen Batterien. Man hört das eintönige "Bitte kommen" der ihr Gerät abstimmenden Funker. Aus einer Lichtung erhebt sich der rote Meßballon des Wetterzuges, dessen Steigen und Richtungnehmen aufmerksam verfolgt und gemessen wird. Der Druckereitrupp ist eifrig dabei, Karten für die Division im Lichtpausverfahren zu vervielfältigen. Draußen im Einsatzgelände herrscht fieberhafte Tätigkeit. Die Fernsprecher der Schall- und Lichtmeßbatterie bauen ihre Leitungen zu den Meßstellen. Sie liegen für die Lichtmeßbatterie, Schwarz, Weiß, Rot, Gelb, Blau benannt, auf Höhen, die Einblick ins Feindgelände bieten; für die Schallmeßbatterie an möglichst geräuscharmen Stellen, die gute Hörbarkeit gewährleisten, von rechts nach links A, B, C, D bezeichnet. Weit vorn, hinter der Infanterie, sitzt der "Vorwarner". Dazwischen legen die Vermessungskanoniere mit Theodolit und Meßlatten ihren "Streckenzug". Denn erst die genaue Vermessung der Meßstellen gibt die mathematische Grundlage für koordinatenmäßige Aufklärung, ohne die auch ein Einschießen für Schall und Licht nur im "behelfsmäßigen Verfahren" möglich ist. In deren Auswertungen aber von Stab und Batterien sitzen, gebeugt über Zeichenbretter, Schießpläne, dicke Logarithmentafeln oder eine Unzahl von Schießfilmen, Kommandeur, Chefs und Auswertekanoniere mit ihren Zugführern, um die artilleristischen oder taktischen Aufklärungsergebnisse zusammenzustellen. Erstere gehen an die schießende Artillerie oder werden für eigenes Schießen verwendet. Die taktischen Meldungen erhält die Division. Zuweilen finden sich auch Gäste von den mitübenden Truppen ein, voll stiller Bewunderung des ungewohnten technisch-artilleristischen Tuns. In den beiden Sommern vor Kriegsausbruch war die Abteilung zum Ausbau und zur Vermessung der Oberrheinbefestigungen für jeweils einige Wochen eingesetzt. Im Herbst 1938 trat die 4., die Ballonbatterie, zur Abteilung, die ihre Unterkunft im alten Fort "Unterer Eselsberg" fand. Bis Sommer 1939 war eine Ballonhalle auf dem "Oberen Eselsberg" fertiggestellt worden, wo auch die Aufstiege stattfanden.
In den letzten Augusttagen 1939 rückte die Abteilung in die Oberrheinfront, zwischen Kehl und Offenburg, ein. Die Ersatzabteilung übernahm Major d. Res. Hoog, später Major d. Res. Voigt.
Herbst und Winter brachten für die Abteilung keine Kampfhandlungen. Sie wurde um Weihnachten in den Hunsrück verlegt und blieb dort bis Mai. Die Ballonbatterie ging bei Saarbrücken in Stellung und machte von dort aus den Durchbruch durch die Maginotlinie mit. Zu Beginn des Frankreichfeldzuges rückte die Abteilung über Trier nach Luxemburg ein. Nach mehreren Einsätzen zwischen Bettingen, Esch und Longwy erreichte sie über Sedan und Laon Ende Mai den Aufmarschraum der 9. Armee. In der großen "Schlacht um Frankreich" war sie zunächst am Aisne-Oise-Kanal eingesetzt. Dann marschierte sie nach Überschreiten der Aisne und nochmaligem Einsatz an der Marne, ostwärts Chateau Thierry, in den Verfolgungskämpfen über die Seine und Yonne und erreichte am 24. Juni Bourges. Zunächst bleib sie dort als Besatzungstruppe. In den folgenden Monaten lag sie wechselweise zwischen Reims und Besancon. Im Januar 1941 erfolgte die Verlegung nach Ostpreußen. Mitte Juni ging die Abteilung an der litauischen Grenze in Stellung. Die nun folgenden Kämpfe führten sie über Kowno, Dünaburg, Cholm im Oktober in den Kessel von Demjansk. Im Rahmen des II.AK war sie während des Winters 1941/42 sowohl als Beobachtungsabteilung wie als Infanterie eingesetzt. Die Kämpfe verliefen außerordentlich verlustreich. In den Entsatzoffensiven der Sowjets während der folgenden Monate errang die Abteilung bei der Aufklärung und Bekämpfung der feindlichen Artillerie große Erfolge. Sie zeigte hier mit allen Batterien ihr volles Können und war überall begehrt. Die Tätigkeit im Demjansker Kessel war ihre Glanzzeit. Im Juni 1942 erfolgte die Umwandlung in die "leichte Beobachtungsabteilung 5". Von der Räumung des Demjansker Kessels bis Sommer 1944 sahen wir sie bei den Abwehrkämpfen südlich Staraja-Russa und nördlich Witebsk. Die Rückzugkämpfe, in der Hauptsache als Infanterie mitgefochten, führte sie über Polosk, Dünaburg, Riga bis Memel. In Ostpreußen und zuletzt in Königsberg kämpfend, fiel die Masse der Abteilung bei der Kapitulaion der Festung im April 1945 in sowjetische Gefangenschaft.
Von 1940 bis Kriegsende hatten nacheinander die Majore Palm, Reinmuth, Ohm und Beck die Abteilung geführt.
Dr. Emil Meister: "Die Beobachtungsabteilung 5 im Frieden und Krieg." in Ulm, Garnison und Festung, 1954.
Bilder der Ballonbatterie (4./Bb. 5) - Beobachtungsabteilung 5
Wehrpaß Helmut Ruhm
Beobachtungsabteilung 5
Beobachtungsabteilung 5
Helmut Ruhm wird am 11. Februar 1918 geboren. Nach seiner Ausbildung zum Mechaniker wird er im April 1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, beendet diesen im Dezember 1939 und ist an Weihnachten zu Hause. Schon am 06.05.1940 kommt die Einberufung zur 5. (Ersatz) Ballonbatterie Beobachtungs-Lehrabteilung nach Jüterbog. Nach viermonatiger Ausbildung kommt er zu seiner Stammeinheit, der 4. Batterie Beobachtungsabteilung 5. Mit ihr nimmt der Obergefreite Ruhm am Ostfeldzug teil. Hier wird er am 31.10.1941 durch Bombensplitter verwundet und erleidet dabei eine Ellbogenzertrümmerung am linken Arm. Nach Versteifung des Ellbogen wird der Obergefreite Helmut Ruhm am 05.02.1943 aus der Wehrmacht in die Heimat entlassen und in die Ersatzreserve überführt.