Die 5. Jäger-Division war auch in der Militärseelsorge als eine der sieben Reichswehr-Divisionen in besonderer Weise traditionsverpflichtet. Schon der Raum ihres militärischen Einzugsgebietes hatte bestimmte kirchliche Bindungen zur Vorraussetzung. Die Standorte und das Herkunftsgebiet der Soldaten lagen in Württemberg und Baden. 1936 kamen rheinische Soldaten zur Division, und im Kriegsjahr 1942 wurde eine größere Zahl sächsischer Ersatzeinheiten der Division eingegliedert.
Die Pflege der christlich-kirchlichen Tradition war nicht bloß eine besondere Verpflichtung schon zu Friedenszeiten für die damaligen Standortpfarrer, wie den katholischen Prälaten Notz in Ulm, den Wehrmachtsoberpfarrer Hilzinger und die Wehrmachtspfarrer Katz und Günther Adolph. Sie wurde auch im Offizierskorps besonders durch den damaligen Divisionskommandeur General Hahn, einen Schwager des Wehrmachtsdekans Schieber, treulich gewahrt. General Hahn hielt in jedem Monat Offiziersbesprechungen ab, bei denen die jungen Offiziere drei Fragen vorher schriftlich einzureichen hatten. Eine dieser Fragen musste aus dem religiös-kirchlichen Gebiet sein. Der Gottesdienstbesuch war für die Offiziere und ihre Familien in den Garnisonsstädten eine Selbstverständlichkeit. Der der Mannschaften war verschieden geregelt, jedoch wurde meist der Soldat beim Eintritt in den Wehrdienst gefragt, ob er am Gottesdienst teilzunehmen gedenke. Die Zusage enthielt allerdings die Verpflichtung zum Besuch. Das Vorbild des Offizierskorps und des Unteroffizierskorps war jedoch entscheidend. Diese Erziehung der jungen Soldaten kam in der Kriegszeit zum Tragen, als die Leutnante Kommandeure geworden waren und die Unteroffiziere selbstverantwortlich handeln mussten.
Die Pflege der christlich-kirchlichen Tradition war nicht bloß eine besondere Verpflichtung schon zu Friedenszeiten für die damaligen Standortpfarrer, wie den katholischen Prälaten Notz in Ulm, den Wehrmachtsoberpfarrer Hilzinger und die Wehrmachtspfarrer Katz und Günther Adolph. Sie wurde auch im Offizierskorps besonders durch den damaligen Divisionskommandeur General Hahn, einen Schwager des Wehrmachtsdekans Schieber, treulich gewahrt. General Hahn hielt in jedem Monat Offiziersbesprechungen ab, bei denen die jungen Offiziere drei Fragen vorher schriftlich einzureichen hatten. Eine dieser Fragen musste aus dem religiös-kirchlichen Gebiet sein. Der Gottesdienstbesuch war für die Offiziere und ihre Familien in den Garnisonsstädten eine Selbstverständlichkeit. Der der Mannschaften war verschieden geregelt, jedoch wurde meist der Soldat beim Eintritt in den Wehrdienst gefragt, ob er am Gottesdienst teilzunehmen gedenke. Die Zusage enthielt allerdings die Verpflichtung zum Besuch. Das Vorbild des Offizierskorps und des Unteroffizierskorps war jedoch entscheidend. Diese Erziehung der jungen Soldaten kam in der Kriegszeit zum Tragen, als die Leutnante Kommandeure geworden waren und die Unteroffiziere selbstverantwortlich handeln mussten.
Katholischer Divisionspfarrer
Ignaz Große-Schanze
Ignaz Große-Schanze
Evangelischer Divisionspfarrer
Erich Kühn
Erich Kühn
Als ich am 20. August 1941 vom V. Armeekorps zur 5. Division kommandiert wurde, traf ich als katholischen Divisionspfarrer den schon im Ersten Weltkrieg wegen Tapferkeit vor dem Feinde ausgezeichneten Pfarrer Große-Schanze aus Emmerich, an der holländischen Grenze, an. Sein ausgesprochen köstlicher rheinischer Humor und seine Lebensgewandtheit machten den Umgang mit ihm sehr freundlich. |
Die Division kann damals zum ersten Mal im russischen Feldzug zum Halt und bereitete sich im Raume ostwärts von Duchowtschina zur Kesselschlacht von Wjasma vor. Dadurch war es mir möglich, zahlreiche Offiziere und Mannschaften in Ruhe kennenzulernen und Gottesdienste zu halten. Diese fanden hier wie während des ganzen Krieges bis zum April 1945 im Rahmen geschlossener Verbände statt. Die Form war von den beiden Divisionspfarrern so vereinbart und von den Kommandeuren der Verbände gebilligt worden, dass zuerst ein gemeinsamer Gottesdienst beider Konfessionen mit Lied, Gebet und Predigt stattfand, wobei bis 1943 oft die jeweilige Regimentsmusik mitwirkte. Anschließend an den Predigtgottesdienst feierten die katholischen Soldaten die heilige Messe und die evangelischen das heilige Abendmahl. Bei rechtzeitig angesagten Gottesdiensten lag die Teilnehmerzahl zwischen 80 und 95 Prozent der Truppe.
Vor der Schlacht von Wjasma, in den Tagen der Auffrischung der Division in Frankreich im Raum von Moulins sur Aller, im Winterfeldzug zu Beginn des Jahres 1942 vor den großen Kämpfen zur Befreiung des Kessels von Demjansk bis hin zu den Ostergottesdiensten 1945 ist der Gottesdienstbesuch in der Division gleichbleibend gewesen. Ich erinnere mich noch, dass einmal das Jäger-Regiment 56 zum Gottesdienst in einer Stärke von 88 Offizieren und 880 Mann gemeldet wurde, so dass von diesem sehr geschwächten Regiment kaum jemand noch in den Unterkünften gewesen sein konnte. Als ich den damaligen Regimentsadjutanten, Hauptmann Loohß, fragte, wie viele Soldaten nicht beim Gottesdienst seien, meinte er, sie hätten Not gehabt, die notwendigen Wachen während des Gottesdienstes zu besetzen. Das gleiche Bild war in sämtlichen anderen Einheiten der Division.
Das Verlangen nach dem Trost des göttlichen Wortes ist allerdings verständlich, wenn man bedenkt, dass die Frontlebensdauer eines Angehörigen der Kampftruppe der 5. Jäger-Division im Durchschnitt acht Wochen betrug. Im Durchschnitt war der Betreffende nach acht Wochen entweder gefallen, verwundet oder vermisst. Dabei kann man sagen, dass die Gefangenenzahlen mit Ausnahme der Kämpfe in den letzten Kriegsabschnitten die geringsten waren.
Besonders hilfreich für die Wortverkündung und Seelsorge war der sittliche Ernst, der im Offizierskorps vom Kommandeur ab bis zum letzten Leutnant erstrebt wurde. Es wurde in der Division kein unsittliches Verhalten geduldet, ohne moralistisch zu sein, und Offiziere, die diesen Ernst vermissen ließen, entweder aus der Division entfernt oder durch härtesten Einsatz zur Ordnung gerufen.
Durchschnittlich wurden während des ganzen Krieges von den beiden Divisionspfarrern monatlich etwa zwanzig bis dreißig Gottesdienste gehalten. Dazu kamen die Andachten in der Kampflinie, wobei die Soldaten in mehreren Kampfbunkern zusammengezogen wurden. Als ich einmal einen Kompanieführer, der an der vierten Bunkernacht in seinem Kompanieabschnitt teilgenommen hatte, sagte, dass er keineswegs jedes mal dabei zu sein brauche, antwortete er mir: „Herr Pfarrer, und wenn Sie dreizehnmal in meiner Kompanie Andacht halten, bin ich dreizehnmal dabei.“ Die Bibelbesprechungen in kleinen Kreisen innerhalb der Division wurden oft verlangt und ausgeübt. Die Einzelseelsorge war entsprechend der Kriegssituation vor allem auf den Verbandplätzen der Bataillone, dem Hauptverbandplatz und Feldlazarett notwendig. Es gab keinen Tag während des Einsatzes, an dem die Pfarrer nicht auf einer dieser Versorgungsstätten der Kranken, Verwundeten und Sterbenden anwesend sein mussten. Dadurch haben sich die Divisionspfarrer veranlasst gesehen, besonders während der Großkampftage, sich von der Quartiermeisterabteilung abzusetzen und in der Nähe der Verbandplätze Quartier zu beziehen. Der katholische Divisionspfarrer war meistens bei der 2. Sanitätskompanie, während der evangelische bei der 1. Sanitätskompanie weilte. Bei der hervorragenden personellen Besetzung beider Kompanien sowie des Feldlazarettes war die Seelsorge ein lebendiger Dienst wechselseitiger Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Sanitätspersonal und Pfarrern. Es soll an dieser Stelle dem verstorbenen Generalarzt Schrote ein Dankeswort gesagt werden, der schon im Frieden dafür sorgte, dass die Sanitätsabteilung 5 als Musterabteilung des Heeres ihre sämtlichen Facharztstellen für den Kriegsfall mit Universitätsdozenten besetzte. Die Oberärzte der Freiburger und Tübinger Universitätskliniken haben vielen tausend Angehörigen der 5. Jäger-Division durch ihre hohe Kunst das Leben gerettet. Sie unterstützten mit ganz geringen Ausnahmen die Seelsorge, indem sie sowohl den Verwundeten auf die innere Kraft christlicher Überzeugung hinwiesen, als auch dem Pfarrer halfen, den verwundeten und kranken Soldaten in seiner Anfechtung zu finden.
Den Pfarrern oblag häufig die Unterrichtung der Angehörigen von Verwundeten sowie die Trostschreiben für die Angehörigen der Gefallenen nach der Benachrichtigung der Dienstvorgesetzten. Durch die Zugehörigkeit beider Divisionspfarrer zur Division bis zum Ende des Krieges bahnten sich zahllose menschliche Beziehungen an, bei denen der Trost des Evangeliums verlangt wurde. Beide Pfarrer wurden bei Verlust von Angehörigen in der Heimat, bei Tod von Brüdern oder Verwandten an der Front, bei Zerstörungen des Heimes durch den Luftkrieg, bei Ehenöten und Familiensorgen häufig seelsorgerisch in Anspruch genommen.
In den wenigen Fällen, da durch Todesurteile der Pfarrer als letzter Tröster in den Stunden vor dem Tode bis zur Erschießung anwesend sein musste, wurde dieser Trost ausnahmslos begehrt und dankbar angenommen. Eine besondere Stärkung der geistigen und moralischen Haltung der Truppe war die Trauerfeier bei der Beerdigung der Gefallenen. Es ist in der Division während des ganzen Krieges kein einzelner Soldat ohne Gebet oder ohne Gotteswort beerdigt worden. Hatten die Divisionspfarrer keine Gelegenheit oder Möglichkeit, die Trauerfeier zu halten, so sprangen mit Erlaubnis des Divisionskommandeurs katholische Kapläne oder evangelische Pfarrer oder Vikare, die der Division als Soldaten angehörten ein. Waren auch sie nicht erreichbar, haben Offiziere oder Unteroffiziere diesen Dienst getan. Als das Amt des Gräberoffiziers mit dem Amt eines Divisionspfarrers vereinigt worden war, haben die Divisionsbegräbnisstätten, die Tag für Tag bei der Bewegung der Truppe bekanntgegeben wurden, oder die sehr würdig gepflegten Divisionsfriedhöfe während der Stellungskämpfe eine kirchliche Bestattung durch einen der Divisionspfarrer immer möglich gemacht.
Es ist auch trotz anderslautender Verfügung das Kreuz einziges Symbol auf den Gräbern unserer Gefallenen in der Division bis zum Ende des Krieges geblieben. Leider sind die evangelischen Kirchenbücher der Division, in denen damals etwa 4000 Gefallene aufgezeichnet waren, beim Rückzug von Ostenburg auf die Weichsel im Januar 1945 in Russenhand gefallen.
Sämtliche Divisionskommandeure haben ohne Ausnahme nicht nur die Seelsorge unterstützt und häufig an Gottesdiensten und Trauerfeiern teilgenommen, sondern Pfarrer auch gegen Angriffe geschützt. Es verdient gesagt zu werden, dass General Allmendinger bei seiner Vernehmung nach dem Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 zu allererst gefragt wurde, warum er im Sommer 1941 die Beerdigung eines nationalsozialistisch gesinnten Offiziers durch einen Pfarrer zugelassen habe. General Thumm hatte einmal junge Offiziere, die sich durch meine Predigt in ihrer nationalsozialistischen Gesinnung unangenehm berührt fühlten, in persönlichem Gespräch für die Teilnahme am Gottesdienst wiedergewonnen. Er war es auch, der die Division für die Teilnahme am Aufstand vom 20. Juli bereitgehalten hatte. General Sixt kam am Karfreitag 1945 mit seinem Stab in Pommern zum Gottesdienst. Als er gerade die Kirche besuchen wollte, kam der Ordonnanzoffizier angelaufen, der ihm meldete, dass der Kommandierende General ihn besuchen wolle. Ich vergesse nie die Antwort von General Sixt, der sagte: „Melden Sie dem Herrn Kommandierenden General, dass ich ihm nach Beendigung des Gottesdienstes zur Verfügung stehe.“
So war die geschützte Seelsorge beider Divisionspfarrer ein wertvolles Gut der Kameradschaft, weil sie Ordnung und Zucht nach Gottes Gebot als Grundlage der Gemeinschaft unterstützte sowie in Anfechtung und Leid, in menschlicher Not und Gewissensbedrängnis den Trost der Vergebung zusprechen konnte. Wie vielen sterbenden Soldaten Gebet, Sakrament und Segen auf dem Gefechtsfeld und an den Verbandsplätzen wie im Feldlazarett Hilfe zum getrosten Sterben war, weiß nur Gott allein.
Vor der Schlacht von Wjasma, in den Tagen der Auffrischung der Division in Frankreich im Raum von Moulins sur Aller, im Winterfeldzug zu Beginn des Jahres 1942 vor den großen Kämpfen zur Befreiung des Kessels von Demjansk bis hin zu den Ostergottesdiensten 1945 ist der Gottesdienstbesuch in der Division gleichbleibend gewesen. Ich erinnere mich noch, dass einmal das Jäger-Regiment 56 zum Gottesdienst in einer Stärke von 88 Offizieren und 880 Mann gemeldet wurde, so dass von diesem sehr geschwächten Regiment kaum jemand noch in den Unterkünften gewesen sein konnte. Als ich den damaligen Regimentsadjutanten, Hauptmann Loohß, fragte, wie viele Soldaten nicht beim Gottesdienst seien, meinte er, sie hätten Not gehabt, die notwendigen Wachen während des Gottesdienstes zu besetzen. Das gleiche Bild war in sämtlichen anderen Einheiten der Division.
Das Verlangen nach dem Trost des göttlichen Wortes ist allerdings verständlich, wenn man bedenkt, dass die Frontlebensdauer eines Angehörigen der Kampftruppe der 5. Jäger-Division im Durchschnitt acht Wochen betrug. Im Durchschnitt war der Betreffende nach acht Wochen entweder gefallen, verwundet oder vermisst. Dabei kann man sagen, dass die Gefangenenzahlen mit Ausnahme der Kämpfe in den letzten Kriegsabschnitten die geringsten waren.
Besonders hilfreich für die Wortverkündung und Seelsorge war der sittliche Ernst, der im Offizierskorps vom Kommandeur ab bis zum letzten Leutnant erstrebt wurde. Es wurde in der Division kein unsittliches Verhalten geduldet, ohne moralistisch zu sein, und Offiziere, die diesen Ernst vermissen ließen, entweder aus der Division entfernt oder durch härtesten Einsatz zur Ordnung gerufen.
Durchschnittlich wurden während des ganzen Krieges von den beiden Divisionspfarrern monatlich etwa zwanzig bis dreißig Gottesdienste gehalten. Dazu kamen die Andachten in der Kampflinie, wobei die Soldaten in mehreren Kampfbunkern zusammengezogen wurden. Als ich einmal einen Kompanieführer, der an der vierten Bunkernacht in seinem Kompanieabschnitt teilgenommen hatte, sagte, dass er keineswegs jedes mal dabei zu sein brauche, antwortete er mir: „Herr Pfarrer, und wenn Sie dreizehnmal in meiner Kompanie Andacht halten, bin ich dreizehnmal dabei.“ Die Bibelbesprechungen in kleinen Kreisen innerhalb der Division wurden oft verlangt und ausgeübt. Die Einzelseelsorge war entsprechend der Kriegssituation vor allem auf den Verbandplätzen der Bataillone, dem Hauptverbandplatz und Feldlazarett notwendig. Es gab keinen Tag während des Einsatzes, an dem die Pfarrer nicht auf einer dieser Versorgungsstätten der Kranken, Verwundeten und Sterbenden anwesend sein mussten. Dadurch haben sich die Divisionspfarrer veranlasst gesehen, besonders während der Großkampftage, sich von der Quartiermeisterabteilung abzusetzen und in der Nähe der Verbandplätze Quartier zu beziehen. Der katholische Divisionspfarrer war meistens bei der 2. Sanitätskompanie, während der evangelische bei der 1. Sanitätskompanie weilte. Bei der hervorragenden personellen Besetzung beider Kompanien sowie des Feldlazarettes war die Seelsorge ein lebendiger Dienst wechselseitiger Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Sanitätspersonal und Pfarrern. Es soll an dieser Stelle dem verstorbenen Generalarzt Schrote ein Dankeswort gesagt werden, der schon im Frieden dafür sorgte, dass die Sanitätsabteilung 5 als Musterabteilung des Heeres ihre sämtlichen Facharztstellen für den Kriegsfall mit Universitätsdozenten besetzte. Die Oberärzte der Freiburger und Tübinger Universitätskliniken haben vielen tausend Angehörigen der 5. Jäger-Division durch ihre hohe Kunst das Leben gerettet. Sie unterstützten mit ganz geringen Ausnahmen die Seelsorge, indem sie sowohl den Verwundeten auf die innere Kraft christlicher Überzeugung hinwiesen, als auch dem Pfarrer halfen, den verwundeten und kranken Soldaten in seiner Anfechtung zu finden.
Den Pfarrern oblag häufig die Unterrichtung der Angehörigen von Verwundeten sowie die Trostschreiben für die Angehörigen der Gefallenen nach der Benachrichtigung der Dienstvorgesetzten. Durch die Zugehörigkeit beider Divisionspfarrer zur Division bis zum Ende des Krieges bahnten sich zahllose menschliche Beziehungen an, bei denen der Trost des Evangeliums verlangt wurde. Beide Pfarrer wurden bei Verlust von Angehörigen in der Heimat, bei Tod von Brüdern oder Verwandten an der Front, bei Zerstörungen des Heimes durch den Luftkrieg, bei Ehenöten und Familiensorgen häufig seelsorgerisch in Anspruch genommen.
In den wenigen Fällen, da durch Todesurteile der Pfarrer als letzter Tröster in den Stunden vor dem Tode bis zur Erschießung anwesend sein musste, wurde dieser Trost ausnahmslos begehrt und dankbar angenommen. Eine besondere Stärkung der geistigen und moralischen Haltung der Truppe war die Trauerfeier bei der Beerdigung der Gefallenen. Es ist in der Division während des ganzen Krieges kein einzelner Soldat ohne Gebet oder ohne Gotteswort beerdigt worden. Hatten die Divisionspfarrer keine Gelegenheit oder Möglichkeit, die Trauerfeier zu halten, so sprangen mit Erlaubnis des Divisionskommandeurs katholische Kapläne oder evangelische Pfarrer oder Vikare, die der Division als Soldaten angehörten ein. Waren auch sie nicht erreichbar, haben Offiziere oder Unteroffiziere diesen Dienst getan. Als das Amt des Gräberoffiziers mit dem Amt eines Divisionspfarrers vereinigt worden war, haben die Divisionsbegräbnisstätten, die Tag für Tag bei der Bewegung der Truppe bekanntgegeben wurden, oder die sehr würdig gepflegten Divisionsfriedhöfe während der Stellungskämpfe eine kirchliche Bestattung durch einen der Divisionspfarrer immer möglich gemacht.
Es ist auch trotz anderslautender Verfügung das Kreuz einziges Symbol auf den Gräbern unserer Gefallenen in der Division bis zum Ende des Krieges geblieben. Leider sind die evangelischen Kirchenbücher der Division, in denen damals etwa 4000 Gefallene aufgezeichnet waren, beim Rückzug von Ostenburg auf die Weichsel im Januar 1945 in Russenhand gefallen.
Sämtliche Divisionskommandeure haben ohne Ausnahme nicht nur die Seelsorge unterstützt und häufig an Gottesdiensten und Trauerfeiern teilgenommen, sondern Pfarrer auch gegen Angriffe geschützt. Es verdient gesagt zu werden, dass General Allmendinger bei seiner Vernehmung nach dem Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 zu allererst gefragt wurde, warum er im Sommer 1941 die Beerdigung eines nationalsozialistisch gesinnten Offiziers durch einen Pfarrer zugelassen habe. General Thumm hatte einmal junge Offiziere, die sich durch meine Predigt in ihrer nationalsozialistischen Gesinnung unangenehm berührt fühlten, in persönlichem Gespräch für die Teilnahme am Gottesdienst wiedergewonnen. Er war es auch, der die Division für die Teilnahme am Aufstand vom 20. Juli bereitgehalten hatte. General Sixt kam am Karfreitag 1945 mit seinem Stab in Pommern zum Gottesdienst. Als er gerade die Kirche besuchen wollte, kam der Ordonnanzoffizier angelaufen, der ihm meldete, dass der Kommandierende General ihn besuchen wolle. Ich vergesse nie die Antwort von General Sixt, der sagte: „Melden Sie dem Herrn Kommandierenden General, dass ich ihm nach Beendigung des Gottesdienstes zur Verfügung stehe.“
So war die geschützte Seelsorge beider Divisionspfarrer ein wertvolles Gut der Kameradschaft, weil sie Ordnung und Zucht nach Gottes Gebot als Grundlage der Gemeinschaft unterstützte sowie in Anfechtung und Leid, in menschlicher Not und Gewissensbedrängnis den Trost der Vergebung zusprechen konnte. Wie vielen sterbenden Soldaten Gebet, Sakrament und Segen auf dem Gefechtsfeld und an den Verbandsplätzen wie im Feldlazarett Hilfe zum getrosten Sterben war, weiß nur Gott allein.